Summertime … and the living is easy. Wenn ich an Johannisbeeren denke, ist dies unweigerlich mit dem riesigen Garten meiner Großmutter und einen scheinbar endlosen Sommer verbunden. Es ist schon merkwürdig, wie sich die zeitliche Wahrnehmung verändert. Als Kind scheint alles endlos lang zu sein – auch der Sommer.

In dem Garten von Ami – so nennen wir unsere Großmutter – gab es etwa 8 große Büsche mit roten Johannisbeeren und jeweils 2 mit weißen und schwarzen Johannisbeeren. Nach dem gemeinsamen Teetrinken am Sonntag gab es für mich nichts Schöneres als durch den Garten zu stromern, zwischen den Johannisbeersträuchern zu hocken, natürlich vom Strauch zu naschen und den frei laufenden Hühnern des Nachbarn einen Besuch abzustatten. Wenn meine Großmutter zum Kuchen backen keine Eier mehr vorrätig hatte, schickte sie uns einfach zum Nachbarn, um die frisch gelegten Eier von den “glücklichen” Hühnern zu besorgen. Unvergesslich ist für mich auch die wundervolle Blütenpracht von verschiedensten Sommerblumen wie Bartnelken, Cosmea, Glockenblumen, Gladiolen, Rosen und Dahlien.

Daran denke ich sehr gerne und ein wenig wehmütig zurück. Umso größer war meine Freude als ich auf dem Markt am Samstag schwarze und weiße Johannisbeeren entdeckte. Denn ich liebe den herb aromatischen Geschmack von schwarzen Johannisbeeren, die außerdem von Vitaminen nur so strotzen. Nur einen Stand weiter gab es die schönsten Sommerblumen, den ich nicht widerstehen konnte. So landete ein traumhaft-romantischer Sommerblumenstrauß mit Glockenblumen, Lisianthus, Jungfer im Grünen und Sterndolden in zwei Farben neben den Johannisbeeren in meiner Korbtasche.

Zuhause angekommen habe ich mit den frischen Johannisbeeren einen saftigen Kefir-Kuchen gebacken und zwar ganz altmodisch in Guglhupf-Form. Nach dem Backen wird der Gugl sonntagsfein mit weißem Zitronen-Zuckerguss, Beeren und essbaren Blüten aufgehübscht und darf mit den Blumen um die Wette strahlen. Bis dann das erste Stück auf den alten Obsttellern mit entzückenden Zeichnungen von Sommerobst serviert und genossen wird.

Kefir-Gugl mit Johannisbeeren

Zutaten für einen kleinen Guglhupf  (∅ 16 cm, Höhe ca. 8 cm)
2 Bio-Eier (Größe M)
70 g Rohrzucker
1 TL gemahlene Vanille
70 g Butter, zimmerwarm
100 ml Kefir oder Buttermilch
140 g Mehl, z.B. Dinkelmehl 630
2 TL Backpulver
1 Prise Salz
50 g schwarze Johannisbeeren
50 g weiße Johannisbeeren
2 EL Zitronensaft
Abrieb einer halben unbehandelten Zitrone
etwas Mehl zum Bestäuben der Beeren

Nach persönlicher Vorliebe:
Zuckerguss mit Zitronensaft- und Abrieb (etwa 50 g Puderzucker, 1 EL Zitronensaft und Abrieb) oder weißer/dunkler Schokoladenüberzug, Beeren und essbare Blüten zur Dekoration

Zubereitung
Den Ofen auf 175° C vorheizen und die Guglhupf-Form sorgfältig einfetten und mit Mehl ausstäuben. Eier, Zucker und Vanille aufschlagen, bis sich ein weißer Ei-Schaum gebildet hat. Butter, Zitronensaft und Kefir (oder Buttermilch) hinzugeben.

Johannisbeeren waschen, verlesen, trocken tupfen und mit etwas Mehl vermischen. Mehl, Backpulver, Salz und Zitronenschale mischen und mit der Eimasse zu einem Teig verarbeiten. Den Teig in die Form geben und 7 Minuten in der mittleren Schiene backen.

Die Form aus dem Ofen holen und die Johannisbeeren hinzugeben. Auf diese Weise sinken die Blaubeeren nicht auf den Boden. Den Guglhupf weitere 20–22 Minuten backen lassen. Mit einem Holzstäbchen testen, ob er fertig ist. Den Guglhupf in der Form auskühlen lassen und dann erst stürzen. Im heißen Zustand kann der Guglhupf beim Stürzen zerbrechen. Mit Zuckerguss, Beeren und essbare Blüten dekorieren.

Hinweis: Selbstverständlich könnt Ihr auch für diesen Kuchen rote Johannisbeeren oder andere Sommerbeeren verwenden.

Mit dem ersten Bissen im Mund und der Melodie von “Summertime” – von der wunderschönen Billie Holiday aus dem Jahr 1936 – im Ohr fühle ich mich in den Garten zurück versetzt und in meinem Körper breitet sich ein wohlig warmes Gefühl aus …

Herzensgrüße,
Caro ♥